Die Burg von Øíèany

Älteste Vergangenheit

Über die älteste Geschichte von Øíèany können Sie in der Chronik von Václav Hájek von Liboèany lesen. Er beschreibt die blutige Schlacht des Jahres 748 zwischen Rozhoò dem Fürsten von Kouøim und Nezamysl dem Fürsten von Vyšehrad um Grenzen des Hofes von Øíèany, den Rozhoò in sein Eigentum gewinnen wollte. Der Pøemyslide Nezamysl war Sieger und führte an die fünfzig Gefangene auf Vyšehrad weg. Er verhielt sich zu den Besiegten großzügig, jedoch bevor er ihnen die Freiheit schenkte, hatte er befohlen, Rozhoò zur Warnung die Nase mit Sichel abzuschneiden. Er schenkte dann Øíèany seinem treuen Hauptmann, der sein Heer in jenem Kampf geführt hatte. Stand der Hof von Øíèany auf der Stelle der späteren Burg, oder erdichtete der Chronikschreiber alles? Wer weiß.

Gründung der Burg

Der Bauherr der Burg von Øíèany war wahrscheinlich Ondøej von Všechromy, Gründer des Geschlechts der Herren von Øíèany. Dieser Adelige war ein treuer Anhänger von Pøemysl Otakar II. Zuerst wurde er zum persönlichen Kammerdiener des Königs mit der Funktion eines Aufwärters und seit 1260 bekleidete er das Amt des höchsten Kammerdieners. Eine solche politische Stellung erforderte jedoch einen entsprechenden, genügend repräsentativen Sitz und gab den Anlass zum Aufbau der Burg (wahrscheinlich 1260-1270). In schriftlichen Quellen werden Øíèany zum ersten Mal zum Jahr 1289 erinnert. In der Vorburg entstand dann in einer kurzen Zeit ein gleichnamiges Dorf.

Die Herren von Øíèany

Erst der Enkel von Ondøej, Oldøich, der in den Jahren 1309-25 der höchste Landesrichter, also einer der führenden Repräsentanten des Königtums war, begann, seinen Namen als Oldøich von Øíèany zu schreiben. Seine Nachkommen kamen um ihren Hauptsitz während der Hussitenkriege. Zum Unterschied von der Burg wartete auf das verzweigte, etwa zwölf Geschlechtslinien zählende Geschlecht der Herren von Øíèany eine reiche, vor bedeutenden Persönlichkeiten strotzende und bis Ende des 18. Jahrhunderts anhaltende Geschichte.

Außerordentliches Bauwerk

Die Burg von Øíèany gehört unter die bedeutendsten Bauwerke der böhmischen Burgarchitektur der Zeit der letzten Pøemysliden. Sie entstand in der Zeit, wo halbhölzerne Adelsburgstätten durch dauerhaftere gotische Burgen ersetzt wurden und ist also eine Probe der ältesten steinernen Burgen auf unserem Gebiet. Konkret der fortgeschrittensten Variante des sächsisch-hessischen Burgtyps, bei der der früher frei stehende Verteidigungs- und gleichzeitig Wohnturm (Donjon) an die Schanzmauer anschmiegt und wo zur gleichen Zeit das Burgpalais zusammen mit weiteren Gebäuden erscheint.

Die Form der Burg von Øíèany entspricht jedoch dem Kontext der Adelsburgarchitektur der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht, und zwar sowohl durch Verwendung eines prismatischen Turmes, als auch durch die Gesamtdisposition mit Umfangbebauung. Anfallend ist auch die sehr hochwertige, auf die Arbeit der Königshütte zeigende Ausführung von architektonischen Gliedern. Nur ein vermögender Adeliger aus der nächsten Umgebung des Herrschers konnte sich leisten, eine solche Miniatur des königlichen Burgtyps zu bauen. Es sind nur zwei Beispiele bekannt – die Burgen Øíèany und Vízmburk. Die Burg von Øíèany stellt so einen der absoluten Gipfelpunkte der Adelsburgkonstruktion des 13. Jahrhunderts dar.

Hussitismus

Anfangs des 15. Jahrhunderts wurde die Burg von Øíèany vom katholischen Adeligen Diviš von Øíèany, Anhänger der böhmischen Könige sowie des Kaisers Sigmund und aktivem Gegner der Hussiten bewohnt. Im November des Jahres 1420, einige Monate nach der Schlacht auf dem Berg Vítkov, zogen von Jan Žižka geführte Heere der Prager und der Taboriten zu Øíèany und lagerten Diviš auf seiner Burg um. Diviš kapitulierte schließlich. Er vereinbarte jedoch Kapitulationsbedingungen nur mit den Pragern, und so wurde er beim Verlassen der Burg zusammen mit seiner Familie und Besatzung durch die Taboriten gefangen genommen und eingekerkert. Elf katholische Kleriker, denen er Asyl gewährte, wurden auf Anordnung von Jan Žižka in der nahen Bauernstube sofort verbrannt. Die Burg wurde von den Hussiten nicht zerstört, sondern mit eigener Besatzung besetzt. Sie blieb dann im Eigentum der Prager bis das Jahr 1485.

Niedergang der Burg

Die Herren von Øíèany kehrten auf ihre Burg nie mehr zurück. Das Vermögen ging in fremde Hände über, änderte mehrmals den Eigentümer und wurde wahrscheinlich weder bewohnt, noch instand gehalten. Unter den Herren Trèka von Lípa (1485-1544) wurde es völlig seinem Schicksal belassen. Im Jahre 1544 wird es bereits ausdrücklich als verwüstet angeführt. Im Josefskataster aus dem Jahre 1785 ist „eine alte herrschaftliche Burg, in der sich lauter Steinbrüche befinden, also nutzlos“ eingetragen.

Wappen

Den Wappen der Herren von Øíèany stellten drei weiße, durch Stiele verbundene Seerosenblätter inmitten eines roten Schildes, ein so genanntes Dreiblatt, dar. Die gleichen drei Blätter, zwischen zwei rote Flügel gelegt, dienten auch als ein Juwel von mehreren Geschlechtslinien. Der Schild mit drei Seerosenblättern ist bis heute der Wappen der Stadt Ledeè nad Sázavou wie Andenken an ehemalige Herren von Ledeè von Øíèany. Eine ältere Ausführung des Wappens können Sie auf der Burg von Písek und in der Kirche in Dolní Jirèany finden.

Form des Adelssitzes

Die Burg einer ungefähr ovalen Form stand auf einer breiten Landzunge. Sie wurde durch einen eher niedrigen Abhang, eine mächtige Schanze mit Höhe von zwei Metern, von drei Seiten durch ein sinnvoll aufgebautes System von Teichen (von denen es heute nur noch einen gibt) und gegen die Stadt durch einen tiefen Graben mit Wallen geschützt.
Dem Burgkern dominierten durch ihre Höhe zwei bisher teilweise erhalten gebliebene Bauten – der Donjon und das Palais.

Der Donjon der Burg von Øíèany war ein prismatischer, wahrscheinlich zweigeschossiger Turm mit flachen Decken mit 2,7 m dicken Mauern. Er stand in der Eingangsstelle von der Vorburg in die Innenburg. Von beiden Seiten lagen dazu weitere Bauten an.

Das frühgotische Hauptburgpalais war ein zweigeschossiges Gebäude aus Bruchstein mit 1,8 m dicken Mauern. Es war ein Bauwerk, in dem Wohnfunktionen noch nicht differenziert waren.

Das mit einer geraden Balkendecke gedeckte Erdgeschoss hatte den Eingang direkt von dem Burghof und es wurde durch einen einzigen geräumigen, durch zwei enge Fenster beleuchteten Raum mit Abmaßen von ca. 5 x 13 m gebildet. Es diente als Vorratskammer, Lebensmittel-, Waffen- und Munitionslager.

Eine gleiche Halle mit zwei vergitterten Fenstern gab es auch im ersten Geschoss. Man betrat sie aus einem hölzernen, das Palais mit dem anliegenden niedrigeren eingeschossigen Palaisbau verbindenden Burghoflaubengang. Eine innere Verbindung der einzelnen Geschosse gab es nicht.

Darüber hatte das Palais einen durch einen Kamin beheizten Hauptsaal, der mit drei Kreuzgewölbefeldern gewölbt und aus dem Dachgeschoss des Nachbarwohnflügels zugänglich war. Das zweite Geschoss wurde durch zwei gotische Zwillingsfenster mit Maßwerkdreiblättern in Gipfeln beleuchtet. In tiefen Nischen darunter gab es steinerne Sitze. Hier konzentrierte sich das gesamte Leben des Burgherrn und dessen Familie. Der Saal war mit den notwendigsten Möbeln ausgestattet, wozu entlang der Wänden gestellte Kästen gehörten, die als Kleider- sowie Wäschekästen und am Anfang ebenfalls als Betten dienten, weiter dann einige Stühle und ein großer Tisch. Einen Bestandteil der Ausstattung stellte üblicherweise auch der Prevet dar – der Abort im Erker auf Kragträgern mit direktem Abfall entlang der Außenwand. In diesem Raum wurde geschlafen, gegessen und gearbeitet. Hier wurden Gäste empfangen. Hier wurden Kinder geboren und hier wurde auch gestorben. Familienmitglieder lebten hier ohne jedes Privatleben.

Das Palais wurde durch ein Dachgeschoss bedeckt – eine hölzerne Konstruktion mit durch eine Galerie mit Steinzinne umwickeltem Satteldach.

Gegenwart

Die meisten Burgen dieses Typs und Alters sind heute nur im Grundriss, höchstens mit einem Torso des Turmes erhalten geblieben. Die Burg von Øíèany stellt eine absolute Ausnahme dar, weil die fast ganze Burghoffassade und eine Querwand des Hauptpalais erhalten geblieben sind, und zwar praktisch in voller Höhe. Daneben sind auf der Burg von Øíèany eine Ecke des Donjons, ein geringer Teil des Burghofsmauerwerkes des niedrigeren Palaisobjektes und der Brunnen in der Burghofmitte erhalten geblieben. Der meiste Teil der übrigen Burg wurde durch das umliegende Städtchen absorbiert, so dass wir ihren vorherigen Umfang heute in der neuen Bebauung bereits nur kaum erkennen.
Unlängst verlief hier eine durch das Archäologische Institut der Wissenschaftsakademie der ÈR durchgeführte archäologische Erkundung. Diese brachte die Möglichkeit, die tatsächliche Form der Burg kennen zu lernen, wesentlich näher. Außerdem wurden in acht Sonden der Erkundung über 6 000 Stück Materialien (Keramik, Knochen, Kachel, Eisen, Glas, Porzellan u. a.) gefunden, was die Rekonstruktion von damaligen, auf der mittelalterlichen Burg benutzten Gegenständen ermöglichen und unsere Kenntnisse über die Lebensweise damaliger Menschen erweitern wird.

 

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